Taschenuhren – Armbanduhren – Chronographen. Revision und Reparatur.

„Wasserdichtigkeit“ bei (Vintage) Uhren

F: (Kunde) – Ist die Uhr Wasserdicht?

A: Was für eine Art von Uhr haben/wollen Sie?

Besitzen Sie eine vollwertige Sport-/Taucheruhr, muss sie auf Tauchtiefe getestet werden. Dafür ist ein Drucktest erforderlich (der sehr teuer ist). Es besteht jedoch keine Notwendigkeit, eine Uhr bis zu einer Tiefe von 100 Metern zu testen, wenn Sie: Abwaschen, Duschen/Baden, das Auto waschen.

Die meisten Uhren, einschließlich vieler Sport- und sogenannter „Taucheruhren“, gehen nicht einmal in die Nähe der o.g. Tiefen.

Vakuumtests sind ideal für die meisten Uhren. Drucktests verdichten Uhrengehäuse, indem sie versuchen, Luft hineinzudrücken. Ein Vakuumtest funktioniert jedoch umgekehrt, indem er misst, ob Luft aus dem Gehäuse entweichen will. Ein vorhandenes Leck wird dadurch sofort angezeigt.

Meine Uhren teste ich in solch einem Vakuum Testgerät und haben den Test gegenüber dem auf der Uhr angegebenen Druckwert (z.B. 3 bar, siehe Tabelle) bestanden.

Die Wasserresistenz einer Uhr ist keine bleibende Eigenschaft. Die Prüfung der Wasserresistenz sagt nur aus, das die Uhr zum Zeitpunkt der Prüfung(!) den angegebenen Druckwert (z.B. 3 bar, siehe Tabelle) eingehalten hat.

Früher wurden Uhren als „water-proof“ (Wasserdicht) bezeichnet. Diese Bezeichnung ist irreführend. Daher werden Uhren heute alle als „water-resistant“ (Wasserresistent) bis zu einem bestimmten Druckwert (siehe Klassifikation) bezeichnet.


Klassifikation nach DIN 8310 (Quelle: Wikipedia)

3 bar ≈ 3 atm (≈ 20 m) Die Uhr hält Wasserspritzer aus. Die Uhr hält eine begrenzte Zeit einen Druck von 3 bar (entspricht 30 Meter Wassersäule bzw. ca. 3 Atmosphären) aus.

5 bar ≈ 5 atm (≈ 40 m) Duschen ist möglich. Die Uhr ist auf eine Wasserdichtigkeit bis 5 bar geprüft, was dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 50 Metern entspricht. Damit ist sie geeignet für den täglichen Gebrauch wie z. B. Baden, Duschen oder Händewaschen.

10 bar ≈ 10 atm (≈ 90 m) Die Uhr ist zum Schwimmen geeignet. Die Uhr ist auf eine Wasserdichtigkeit bis 10 bar geprüft, was dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 100 Metern entspricht. Damit ist sie geeignet für z. B. häufiges Schwimmen oder Schnorcheln.

20 bar ≈ 20 atm (≈ 190 m) Taucheruhr. Die Uhr ist auf eine Wasserdichtigkeit bis 20 bar geprüft, was dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 200 Metern entspricht. Uhren dieser Gruppe sind beispielsweise zum Schnorcheln und gerätefreien Freitauchen in geringer Tiefe geeignet.

Uhrgehäuse mit 5bar Wasserresistenz
Uhrgehäuse mit 5bar Wasserresistenz



Hintergrund:
Uhrengehäuse werden unter hoher Präzision aus mehreren Teilen und Materialien zusammengebaut. Bei Schwankungen der Temperatur ziehen und dehnen sich diese unterschiedlich zusammen und aus. Zudem unterliegen die Dichtungen von Krone, Gehäuse und Glas, etc. einer natürlichen Alterung und werden zusätzlich von Schweiß, Säuren, etc. angegriffen. Auch Temperatur- und Luftdruckschwankungen belasten die Dichtungen.

Beispiele für Umwelteinflüsse


Beispiel 1: Schwimmen.
Sie springen ins Wasser (oder schwimmen). Die Uhr kann kurzfristig einem höheren Wasserdruck als angegeben ausgesetzt sein.

Beispiel 2: Duschen.
Die Uhr kann auch hier kurzfristig einem höheren Wasserdruck als angegeben ausgesetzt sein. Zudem greifen Hautpflege Produkte die Dichtungen der Uhr an.

Beispiel 3: Auto waschen
Sie waschen Ihr Auto mit einem Hochdruckreiniger. Spritzer des Hochdruckreinigers können die Uhr kurzfristig einem höheren Wasserdruck als angegeben aussetzen. Zudem greifen Reinigungsmittel die Dichtungen der Uhr an.

Beispiel 4: Temperaturschwankungen.
Wenn die Uhr der Sonne ausgesetzt ist (denken Sie an den Innenraum eines Autos) und mit kaltem Wasser in Berührung kommt, entsteht durch die Abkühlung ein Unterdruck in der Uhr und alle Teile der Uhr ziehen sich unterschiedlich zusammen.

Beispiel 5: Luftdruckschwankungen.
Sie kennen sicherlich den Effekt, dass ein Draht bricht, wenn er nur oft genug hin und her gebogen wird. Analog dazu wird in großen Höhen an den Dichtungen der Uhr „gezogen“ und umgekehrt darauf „gedrückt“. Solange, bis ein Druckausgleich stattgefunden hat. Zugegeben, dieser Effekt erscheint im ersten Moment minimal, ist aber nicht zu unterschätzen.

Das heißt nicht, das in die Uhren sofort Wasser eindringt. Häufig ist es so, das sich alle Belastungen, welche an den Dichtungen einer Uhr anliegen, sich über die Zeit summieren. Das Risiko eines Wasserschaden nimmt dabei immer mehr zu.

Daher kann ich bei (Vintage) Uhren, auch wenn der oben beschriebene Test bestanden wurde, eine Wasserresistenz nicht mehr gewährleisten!

Für alle, die es ganz, ganz genau wissen wollen: FAQ: Dichtigkeit – Wohl nicht ganz dicht?